750. Todestag des Unitas-Verbandspatrons Thomas von Aquin

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ESSEN. Dass bei der Google-Suche innerhalb von nicht einmal einer Sekunde mehr als 5 Millionen Ergebnisse ausgeworfen werden, kommt vor. Erstaunlich aber ist es schon, wenn dabei die Suche einem Namen gilt, dessen Träger am 7. März vor 750 Jahren starb: Der Dominikanermönch Thomas von Aquin (1225-1274), damals als Berater des Papstes unterwegs zum 2. Konzil von Lyon. Als er in der Zisterzienserabtei Fossanova nahe Priverno bei Rom aufgefunden wurde, sprachen Gerüchte von Mord durch Vergiftung durch den französischen König Karl I. von Anjou, neuere Studien machen gar ein durch Gewalteinwirkung entstandenes Hämatom im Kopf für seinen Tod verantwortlich, andere Beschreibungen bieten jedoch keinen Hinweis auf eine unnatürliche Todesursache.

Denken und Schreiben „wie im Rausch“

Wie immer es sich tatsächlich zugetragen hat: Sogar posthum erklärte man ihn damals sofort zum Bischof von Umbrien - obwohl er solche Würden immer ablehnte -, nach seiner Heiligsprechung 1332 wurde er 1567 in den Rang eines Kirchenlehrers erhoben und Papst Leo XIII. ernannte ihn 1880 zum Patron aller katholischen Universitäten, der Studenten und Schulen. Und die Unitas machte ihn bereits 1852 zum Verbandspatron.

Bis heute ist allemal schier unerklärlich, welche Fülle er in seinen nur 49 Lebensjahren zu Papier brachte: Wie im Rausch, heißt es, muss er als Professor jeden Tag im Schnitt zwölfeinhalb engbedruckte DIN-A-4-Seiten produziert haben. Glaubhaft ist versichert, dass er zeitweise vier Sekretären gleichzeitig vier Buchmanuskripte diktierte, jedes Jahr sollen so rund 4.000 Seiten entstanden sein. Allein sein unvollendet gebliebenes riesenhaftes Hauptwerk, die „Summa theologiae“, an der er fast ein Jahrzehnt schrieb, umfasst zwei Millionen Wörter. Die deutsche Gesamtausgabe seiner Schriften zum Verhältnis von Glaube und Vernunft, über Geist und Materie, Schöpfung und Erlösung, Gott und die Welt, ist bei 32 dicken Bänden angelangt, die auf knapp 40 Bände ausgerichtete „Deutsche Thomas-Ausgabe“ (DThA) ist längst nicht abgeschlossen.

Den eigenen Kopf benutzen

Der christliche Glaube könne nicht einfach per Dogma befohlen werden, war Thomas überzeugt: „Wenn wir die Probleme des Glaubens nur auf dem Wege der Autorität lösen, werden wir gewiss die Wahrheit besitzen, aber in einem leeren Kopf!“ Dafür strengte der hünenhafte junge Gelehrte zeitlebens seinen eigenen Geist an, machte sich auf die Suche nach der Wahrheit in Philosophie und Theologie und geriet mit seinen unbequemen Fragen in die Kabalen der geistlichen und weltlichen Mächte seiner Zeit – zwischenzeitlich mussten in Paris sogar Soldaten seine Vorlesungen ermöglichen. Trotz Eifersucht und Intrigen in der Gelehrtenzunft verknüpfte der Hauptvertreter der Scholastik und Begründer der wissenschaftlichen Theologie Glaubensfragen mit der rationalen Logik des Aristoteles und prägte den katholischen Glauben nachhaltig.

Was kann man von Thomas lernen, dessen außergewöhnliche Begabung sein Lehrer Albert der Große während ihrer Zeit 1248 bis 1252 in Köln erkannt hatte? Vor allem das Staunen, das aufmerksame Hinhören, die Freude am Denken – da sind sich alle einig. Dass ausreichender Schlaf (er selbst hatte viel zu wenig) und gute Freunde für das Leben wichtig sind, schrieb er selbst. Und dass auch die Geschenke der Erde - wie der Wein - nicht zu verachten sind. Doch der schier grenzenlos kreative Denker gab ein Jahr vor seinem Tod sein eigenes Denken auf. Zu tief war der Eindruck einer tiefen Erfahrung der Gegenwart Gottes während der Messe am Nikolaustag des Jahres 1273: „Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir vor wie Stroh im Vergleich zu dem, was ich gesehen habe”, bekannte er.

Feiermarathon 2023-2025

Schon im vergangenen Jahr begann ein dreijährige Feiermarathon: 2023 erinnerte man an seine Heiligsprechung vor 700 Jahren, 2024 markiert seinen 750. Todestag und 2025 wird sein 800. Geburtstag begangen. „`Feiern` wäre der Ehre zu wenig“, erklärte dazu der US-amerikanische Professor P. Richard Schenk OP: „Es geht vielmehr um Gedenken, was auch immer das Weiterdenken erfordert, freilich hier und da um das Querdenken und der Einspruch. Thomas selbst versuchte sehr oft die Tragweite eines neuplatonischen Grundsatzes auszuloten: Quidquid reciptur, recipitur secundum modum recipientis. Alles, was je verstanden wird, wird im Horizont des Verstehenden verstanden, auch wenn das Verstehen alte Grenzen nach außen verschiebt. Das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial der Schriften des frater Thomas zeigt sich heute in der wieder stark angestiegenen Zahl immer neuer Versuche, seine Schriften historisch verbürgt und systematisch weiterentwickelt zu rezipieren.“

Einen immer wieder lesenswerten schönen Beitrag dazu liefert mit mehreren Aufsätzen die Ausgabe 4/2023 der Verbandszeitschrift „Unitas“. -> Download

 

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