Unser Wahlspruch: Die Devise der Devisen

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ESSEN. Nicht von Finanzen sei die Rede, wenn wir von Devisen sprechen: Und das war auch jüngst Thema bei der Altfrid-Kneipe, die am Samstag, 19. August, noch ein volles Haus an der Flurstraße in Essen sah. Mit einer Aufnahme eines neuen, voll stimmberechtigten Mitglieds stand erneut der unitarische Wahlspruch unübersehbar im Raum: „In neccessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“ - die 1854 gewählte Devise des UNITAS-Verbands. Als Urheber des Wortes „Im Notwendigen Einheit, im Zweifel Freiheit, in allem aber Liebe“ galt den Gründern um Bbr. Hermann Ludger Potthoff der Hl. Augustinus von Hippo, Sohn der Hl. Monika von Tagaste. Am Montag, 28. August, steht er wieder auf dem Kalender.

Aus dem Leben eines Taugenichts …

Augustinus, der Zocker und Taugenichts, dessen Leben eine bemerkenswerte Wende nahm, kam 354 in Thagaste zur Welt, dem heutigen Souk Ahras in Algerien. Seine Mutter, eine christliche Berberin, erzog ihn zwar im christlichen Glauben, getauft war er aber nicht. Bei seinen Lehrern kassierte er manche Prügel, wie er sich erinnerte, und schloss sich mit 16 einer Straßenbande an. 371 begann er in Karthago - dem heutigen Tunis – mit dem Studium der Rhetorik, Grammatik, Dialektik und Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Hier beschäftigt er sich intensiv mit den antiken Autoren – eine für ihn zu trockene Materie. Augustinus entschließt sich also zu einem ziemlich lockeren Studentenleben, treibt sich lieber bei den angesagten Parties in der Stadt herum. 372 wird er Vater, kommt nun mit der verbotenen, extrem strengen Glaubensrichtung der Manichäer in Verbindung, die ihn allerdings enttäuscht.

Familienstreit und Lebenswende

374 kehrt er als Lehrer nach Thagaste zurück, legt sich mit seiner Familie an, geht ein Jahr später wieder nach Karthago, 383 nach Rom, dann in die Kaiserresidenz nach Mailand. 385 versöhnt er sich dort mit seiner Mutter, wendet sich der Kirche zu und lernt Bischof Ambrosius kennen. Neben die antiken Philosophen tritt für ihn jetzt Paulus. 385 wird ein Bekehrungserlebnis für ihn zur Lebenswende. Er zieht sich an den Comer See zurück, lässt sich in der Osternacht 387 von Ambrosius taufen, bleibt zwischen den aktuellen Kriegsfronten auf der Rückkehr nach Nordafrika in Ostia hängen, wo 387 seine Mutter stirbt. Ende 388 ist er in Karthago, will ein Leben in Vollkommenheit führen, geht 391 nach Hippo Regius, um dort ein Kloster zu gründen und wird zum Priester geweiht. Aus der von ihm für das Frauenkloster seiner Stadt verfassten Regel entstehen Grundlagen für die sich später weit verbreitenden Zweige des Augustinerordens.

Autor, Philosoph, Kirchenlehrer

Er ist 40, als man Augustinus zum Weihbischof beruft. Zwei Jahre, 396, später macht man ihn zum Bischof in der Stadt. Im Streit unter den christlichen Strömungen wird er zur wichtigsten Führungsfigur der Kirche in Nordafrika, schreibt, lehrt und predigt. Von dem bedeutendsten christlichen Kirchenlehrer und wichtigsten Philosophen zwischen Antike und Mittelalter ist eine ganze Menge überliefert: Fast 1.000 seiner Predigten, 113 Bücher, dazu 218 Briefe zeigen seine große Bedeutung. Unter seinen vielen theologischen Schriften gehören seine um 400 verfassten autobiographischen „Bekenntnisse“ (Confessiones), in denen er sein frühes Leben und seine Bekehrung beschrieb, zu den einflussreichsten autobiographischen Texten der Weltliteratur. „Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern findet sie vor“, schreibt er in „De vera religione“ (39, 72f.), sein dogmatisches Hauptwerk werden die 15 Bücher „De Trinitate“ (Über die Dreieinigkeit).

Seine zahlreichen grundsätzlichen Schriften inspirierten die gesamte Theologie – unter anderem den Unitas-Verbandspatron Thomas von Aquin – und wirken bis weit in unsere Zeit. Auch der verstorbene Papst em. Benedikt XVI., der ihn besonders verehrte, beschäftigte sich mit dem Denken des spätantiken Theologen schon 1953 ausführlich in seiner Doktorarbeit und zitierte Augustinus regelmäßig in seinen päpstlichen Verlautbarungen.

Das flammende Herz …

Augustinus starb 430, als die Vandalen unter ihrem König Geiserich die Stadt belagerten, seine Gebeine wurden im 8. Jahrhundert von den Langobarden nach Pavia gebracht. Dort befindet sich sein Grab in der Kirche San Pietro in Ciel d'Oro. Sein Gedenktag ist der 28. August. Dargestellt wird er mit einem Buch oder dem flammendem Herz, er gilt als Patron der Theologen, Buchdrucker und Bierbrauer. Seine Mutter Monika liegt in der Kirche Sant' Agostino zu Rom begraben. Ihr Gedenktag wurde 1969 auf den 27. August festgelegt, ihr Sohn folgt ihr auf dem Kalender einen Tag später.

Bild unten: Der Stifter der Unitas, Hermann Ludger Potthoff (1830-1888)