Perspektiven: Russland heute und morgen

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ESSEN. „Freiheit“ und „Verantwortung“ – das sind zwei Schlüsselbegriffe des laufenden Semesters bei der Unitas Ruhrania. Die bisherigen wissenschaftliche Sitzungen und die Europa-Resolution der 144. GV haben sie aufgegriffen. Doch jetzt soll die Debatte aus einer anderen Perspektive fortgesetzt werden: Am Donnerstag, 24. Juni, spricht Osteuropa-Experte Bbr. Dr. Karol Rawski (Essen) ab 19.00 Uhr c.t. im Essener Unitas-Haus zum Thema „Als die liberale Demokratie den Kalten Krieg verlor“. Die WS wird im Hybrid-Format durchgeführt, so Senior Bbr. Andreas Krüger: „Es wird weiterhin die Möglichkeit geben, der Veranstaltung über Zoom beizuwohnen; mit Schnelltest, Impf- oder Genesenennachweis seid Ihr aber auch herzlich eingeladen, dem Feldschlösschen mal wieder einen Besuch abzustatten.“

Russland: Entwicklung und Perspektiven

Hinter der Ankündigung verbirgt sich ein äußerst kenntnisreicher Blick hinter die Kulissen des Politikbetriebs im ehemaligen und heutigen Russland. „Als sich 1991 die Sowjetunion als „erstes sozialistisches Experiment” und „letztes Kolonialreich” auflöste, schien die ganze Menschheit unter der Fahne der liberalen Demokratie in ein Zeitalter des Friedens und der Freiheit einzutreten“, so Bbr. Dr. Rawski. „Doch drei Jahrzehnte danach sind freie Meinungsäußerung, der Staat als Garant der Sicherheit der eigenen Person und des Eigentums, freie Wahlen und friedliche Regierungswechsel keine Selbstverständlichkeiten. Was ist passiert? Wie ist sind die Perspektiven? Dem wollen wir in der wissenschaftlichen Sitzung am 24. Juni 2021 nachgehen.“

„Geballte Russlandkompetenz“

2001 nahm Bbr. Karol an der Philipps-Universität Marburg sein Studium in den Fächern Osteuropäische Geschichte, Europäische Ethnologie, Friedens- und Konfliktforschung auf und schloss sich dort dem W.K.St.V. Unitas Franko-Saxonia an. Mit seinen polnischen und russischen Sprachkenntnissen schaute er schon damals weit in den Osten, absolvierte Studien und Projekte während seines Aufenthaltes an der Moskauer Staatsuniversität und legte seinen Magister ab. Nach seinem Wechsel an die Ruhr-Universität setzte Bbr. Rawski die Recherchen für seine Dissertation fort, mit der er an der Ruhr-Universität Bochum zum Dr. phil. promoviert wurde.

Seine Arbeit, mit der er sich einem umfangreichen Thema widmete, erschien 2018 unter dem Titel „Die sowjetische Ethnographie 1942–1991: Konzeptionen, Organisation, Praxis und Politik“ bei HERODOT (Wissenschaftliche Schriften zur Ethnologie und Anthropologie). In dem rund 500-seitigen Werk skizzierte er ein halbes Jahrhundert sowjetischer Ethnographie und ihre Protagonisten, die im Auftrag des Sozialismus nationale Minderheiten, Völker und Kulturen untersuchten. Er analysierte die Arbeit des Instituts für Ethnographie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, wertete Akten aus den Archiven der Russischen Akademie der Wissenschaften (ARAN) und dem Zentralarchiv für gesellschaftlich-politische Geschichte Moskaus (CAOPIM) aus, erforschte ihre Organisation und Staatsnähe, ihre Verzweckung und ideologischen Rahmenbedingungen.

Schon mehrfach trug Bbr. Dr. Karol Rawski mit fundierten historischen Kenntnissen der Geschichte des russischen Zarenreiches und der kommunistischen Entwicklung des Riesenlandes und seiner ehemaligen Satellitenstaaten zu Debatten im Kreis der Unitas bei. Beruflich ist er seit sechs Jahren als Fachinformatiker unterwegs. Das aber hält ihn nicht davon ab u.a. „geballte Russlandkompetenz für die viel Beschäftigten und die Mikrowellengeneration“ zu liefern, wie das Internetportal „Russland verstehen“ zu seinen regelmäßigen Gastautoren vermerkt.