Der Unglaube hat Geschichte – von Anfang an: „Das ist doch Unsinn“, haben sie gesagt. „Völlig unmöglich, auf keinen Fall. Wer glaubt denn sowas?“ Und: „Alles vorbei“, haben sie gesagt, „wir haben uns geirrt, waren komplett auf dem Holzweg.“ Und noch mehr dieser Art haben sie gesagt - egal zu wem, der da kam. Den Frauen vom leeren Grab, den Jüngern, die außer Atem aus Emmaus zurückgerannt kamen. Allen haben sie ihren Frust entgegengeschleudert: „Das kann nicht sein!“
Und sie waren nicht irgendwer: Sie selbst waren mit ihrem „Rabbi“ und Lehrer Jesus durchs Land gezogen, hatten sein Leben geteilt, alles mit eigenen Augen gesehen, sie hatten Abschied genommen, seinen erbärmlichen brutalen Tod erlebt, sich nach seiner Beerdigung eingeschlossen, verbarrikadiert und alle Schlüssel rumgedreht. Weder zum Gespött der Leute wollten sie werden, noch irgendwelchen Eiferern in die Hände fallen, die nach dem Tod ihres Meisters auch ihnen lebensgefährlich werden würden. Tief verletzt waren sie auf jeden Fall, ratlos, sprachlos. Wollten auf Gerede nichts geben.
„Hasenfüße“ trotzen den Mächtigen
„Das ist doch tröstlich, dass sie genau so waren“, meint der österreichische Professor, Psychotherapeut und Priester Dr. Markus Tiwald von der Universität Wien: „Die Tatsache, dass die Jünger tatsächlich solche Hasenfüße gewesen sind und überhaupt nicht anfällig für irgendwelche spiritistischen Höhenflüge, diese Erdigkeit von galiläischen Fischern, Handwerkern und Bauern, die kann uns heute natürlich freuen, weil sie eigentlich dafür ein Zeichen ist, dass diese Leute mit Sicherheit keiner Massensuggestion erlegen sind und sich den Tod Jesu und ihr eigenes Versagen schöngelogen haben.“ Schließlich wurden sie selbst zu den „Aposteln“, den ersten Glaubenszeugen, die sich mit Jesu Botschaft in den Ländern der damaligen Welt auf alle mögliche Weise ans Messer der Mächtigen lieferten.
… eine ungeheure explosive Kraft …
Denn es geschah etwas ganz Entscheidendes: Der Totgeglaubte begegnet er ihnen selbst, mehrfach, handfesten Leuten ihrer Zeit. Tatsächlich allen, auch dem sprichwörtlichen „ungläubigen Thomas“. Sie berühren ihn, sprechen und essen mit Jesus. Und sie folgen zuletzt seinem Auftrag: „Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ So spontan, fast unübersichtlich, so wenig das alles organisiert ist, so entfaltet das doch eine ungeheure explosive Kraft. Weil sie von seinem bleibenden Geist durchdrungen werden und verstehen, wie es gemeint war, als der „Sohn Gottes“ selbst vom „Reich Gottes“ sprach. „Er hat es verkündet“, so Cbr. Dr. Markus Tiwald, „ein Reich, das alles durchdringt. Keine jenseitige Größe, nicht Vertröstung, sondern hier und jetzt bricht das Ganze an. Und darin steckt sogar politischer Sprengstoff. Es ist eine sanfte Revolution, es ist eine Revolution der Werte und nicht eine Revolution der Waffen. Sondern ein Anspruch, der auf alles abzielt und damit letztendlich auch die Zustände umkrempelt.“
Zu dem, was in diesen Zuständen der Welt nun Sinn oder Unsinn ist, mag es an dieser Stelle zwar unterschiedliche Meinungen geben - selbst für klare Fakten wird heute ja nur noch beschränkte Haftung übernommen. Doch alles, was gegen den Willen Jesu gegen die Menschen, gegen Gottes ganze Schöpfung und gegen alle Vernunft geschieht und uns oft genug zum Wahn-Sinn treibt, kann jedenfalls nicht wirklich Sinn machen. Nicht im Großen und nicht im Kleinen.
„Brannte nicht unser Herz?!“
In der biblischen Emmaus-Erzählung wird am Ostermontag von Leuten berichtet, die fest davon überzeugt sind, dass ER es war, der ihnen den Gang der Welt erklärte. Und dass sie es weitersagten – auch wenn es für andere erst gar keinen Sinn machte. „Brannte nicht unser Herz?!“, haben sie gejubelt - von Frust, Angst oder Sprachlosigkeit ist da an keine Stelle die Rede. Und wenn Christen in jeder Messe, jedem Gottesdienst in der Spur der ersten Glaubenszeugen Jesu Tod und seine Auferstehung feiern, ist das für Cbr. Tiwald alles andere als ein Ritual. Sondern eine Wirklichkeit:
„Das hat etwas Weltveränderndes. Hier sprengt Jesus sozusagen auch die Begrenztheiten, in denen wir stehen und er ermöglicht uns ganz einfach einen neuen Ausblick. Das ist Leben unter offenem Himmel, wenn man so möchte.“ In der Person Jesu, seinem Beispiel, seiner Botschaft „setzt Gott etwas Neues“, sagt er: „Einen neuen Anfang mit den Menschen, bietet allen seine Gnade an, die bereit sind, diese Umkehr des Herzens und dieses Geschenk Gottes anzunehmen.“