Bbr. Alterzbischof Ludwig Schick wird 75

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BAMBERG / UNITAS. Sein Vater hätte gern gesehen, dass der Sohn Förster wird, er selbst wollte erst eigentlich Arzt oder Lehrer werden. Doch dann kam alles ganz anders: Der emeritierte katholische Bamberger Erzbischof Bbr. Ludwig Schick feiert am Sonntag, 22. September 2024, seinen 75. Geburtstag. Geboren 1949 in Marburg, studierte er in Fulda und Würzburg, schloss sich dort 1972 der Unitas Hetania an, empfing 1975 die Priesterweihe und ging 1976 nach Rom. Er war Vizerektor an der Anima und wurde 1980 an der Gregoriania promoviert.

Von Fulda nach Würzburg

Von 1981 bis 2002 lehrte Prof. Dr. Ludwig Schick Kirchenrecht in Fulda und Marburg. Ab 1995 war er Generalvikar in Fulda und 1998 Weihbischof, leitete er bei der 2001 tagenden Weltbischofssynode als Moderator die deutschsprachige Arbeitsgruppe. 2002 wurde er zum 75. Bischof in Bamberg berufen und empfing 2003 das Pallium. Auch seinen Dienst im „Fränkischen Rom" stellte der neue Erzbischof unter seinen Wahlspruch „Sapientia nobis a Deo“ (Jesus Christus, unsere Weisheit, von Gott gegeben). In der Deutschen Bischofskonferenz übernahm er von 2006 bis 2021 als „Außenminister“ die Leitung der Kommission X „Weltkirche”. Wo immer er auf dem Globus unterwegs war – in den Metropolen der Welt und selbst an den Pyramiden hat er auf seine morgendliche Joggingrunde nie verzichtet.

„Die Frohe Botschaft authentisch verkünden“

Seit vielen Jahren verfolgt er als engagierter Beobachter die Entwicklungen auch im eigenen Land: „Die Kirche muss eindeutiger die Frohe Botschaft verkünden“, erklärte er bereits just vor 20 Jahren. Reden und Tun müssten übereinstimmen, sagte er damals schon dem „Fränkischen Tag“: „Die Kirchenaustritte schwächen unsere christlich geprägte Gesellschaft.“ Viele seien auch enttäuscht von der Kirche. Sie müsse sich fragen, „was sie falsch gemacht habe und was sie besser machen kann“, forderte Schick. „Sie muss an den Freuden und Leiden der Menschen hilfreich teilnehmen. Sie muss authentisch leben, Reden und Tun müssen übereinstimmen.“ Die Kirche müsse den Menschen nahe sein: „Verständliche und menschenorientierte Verkündigung, frohe und aufbauende Gottesdienste, Teilnahme am konkreten Leben der Menschen verhindern Austritte.“

Auch er selbst, bekannte er noch im Juni des Jahres, sei zunächst kein gläubiger Mensch gewesen und habe bis zum Abitur gezweifelt. Theologie habe er studiert, um seine Kenntnisse vom christlichen Glauben zu vertiefen, sagte Schick im Podcast «Fränkischer Talk». Doch noch heute überkämen ihn Zweifel an Gott, wenn er mit Berichten über Katastrophen aus der ganzen Welt konfrontiert werde. „Aber wenn es Gott nicht gibt, dann ist ja alles sinnlos“, so Schick, viel Leid sei von den Menschen selbst verschuldet. Würden sie an Gott glauben, würden sie auch anders handeln.

„Für eine bessere Welt und gute Zukunft für alle"

Als Vorsitzender des Stiftungsrats der 2007 gegründeten Maximilian-Kolbe-Stiftung setzt sich Erzbischof em. Dr. Ludwig Schick für die Versöhnung zwischen Menschen über nationale Grenzen hinweg ein. Mitte August erklärte beim 15. Europäische Workshop zum Umgang mit der gewaltbelasteten Vergangenheit von Auschwitz, wie wichtig praktische Solidarität mit Opfern und Wahrhaftigkeit gegenüber Geschehenem dafür seien, um in langfristiger Perspektive die Hoffnung auf Versöhnung nähren zu können. Die vielfältigen Erfahrungen der Versöhnungsprozesse in Europa hielten auch heute wichtige Lehren bereit: „Da Verletzungen, Gewalt und Kriege immer wieder vorkommen werden, bleiben auch Versöhnung und Befreiung ein Dauerauftrag. Versöhnung zur Befreiung - um in Freiheit sich für eine bessere Welt und gute Zukunft für alle einzusetzen, muss immer neu thematisiert werden.“

Nach 20 Jahren im bischöflichen Dienst in Bamberg hatte der Vielgereiste 2022 Papst Franziskus um Versetzung in den Ruhestand gebeten. „Du bist dahin gegangen, wo sonst niemand hinreist: in Krisengebiete der Welt, an Orte, wo das Elend zum Greifen nahe ist“, würdigte ihn Bischof Georg Bätzing für die Bischofskonferenz damals: „In entlegensten Gegenden, wo kaum ein Besucher hinkommt, warst Du zu Hause. Kein Weg war Dir zu weit, kein Land zu gefährlich und kein Schlafmangel zu viel. Mit ausgestreckten Händen bist Du auf die Menschen zugegangen, hast Ihnen die Solidarität aus Deutschland vermittelt. Mit offenen Ohren hast Du vom Elend der Verfolgten und Entrechteten gehört und mit Deinen Möglichkeiten versucht, etwas zum Frieden beizutragen. Du warst unser Botschafter der Deutschen Bischofskonferenz in der Welt. Wie kein anderer hast Du weltweite Brücken gebaut und Solidarität gelebt. Dir ist es zu verdanken, dass die Verantwortung für die verfolgten Christen lebendig ist in unserer Kirche. Ihnen galt Dein selbstloser Einsatz.“

Gratulor in den Unruhestand

Mit seinen Stiftungen „Familienstiftung Kinderreich“ und „Stiftung Brot für alle Menschen“ hat der em. Erzbischof in Bamberg bleibende Spuren hinterlassen, auch seine vielen Reisen zeugen davon, dass von „Ruhestand“ kaum die Rede sein kann. Immer wieder äußert er sich auch politisch und zu gesellschaftlichen Debatten, twittert mit Leidenschaft, wird für Firmungen, Festgottesdienste, Vertretungen, zu Vorträgen, Einkehrtagen und Exerzitien angefragt. Täglich zieht er jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe seine Joggingrunden und macht in jedem Jahr sein Sportabzeichen. Dass er immer wieder zur Verfügung steht, freut auch seine Bundesschwestern und Bundesbrüder, die ihm zum 75. Geburtstag Gottes Segen und beste Gesundheit wünschen!

CB