Altfridkneipe reloaded 2022

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ESSEN. Dass für Samstag, 13. August 2022, wieder nach Essen zur Altfridkneipe geladen wird, ist den Eingeweihten und Informierten soweit natürlich bekannt. Der offiziellen Zählung nach ist sie die Nummer XII., doch tatsächlich wurde die Übung zu Ehren des Gründers von Stadt und Stift bereits 2008 aufgenommen. Erneut schlägt die Ruhr-Unitas damit einen Bogen in den Norden, wo Altfrid vor 1150 Jahren, am 1. November 872, den berühmten Dom zu Hildesheim weihte, eine der ältesten Bischofskirchen Deutschlands.

Für die Region an Rhein und Ruhr bedeutend ist Altfrid allemal als Gründer des Stiftes Essen. Vor 800 im Gebiet des heutigen Essens geboren, hatte der Spross einer mächtigen sächsischen Adelsverwandtschaft um die Liudolfinger in Fulda oder Corvey, dann in St. Riquier und St. Quentin eine umfassende klösterliche Ausbildung genossen. 829 wurde er Leiter der Schule des Benediktinerklosters Corvey und wirkte an der Gründung von mehreren religiös verfassten Frauengemeinschaften wie in Lamspringe, Liesborn und Gandersheim mit.

845 erwarb Altfrid auf einer Romwallfahrt Reliquien der Heiligen Cosmas und Damian, mit denen er und seine Familie im Jahr 852 - vor 1170 Jahren - am Hellweg auf dem Eigenbesitz Asnithi, dem heutigen Essen, ein Damenstift ins Leben rief. Erste Äbtissin wurde seine Schwester Gerswid. Zugleich begann er mit dem Bau des Cosmas und Damian und der Jungfrau Maria geweihten ersten Kirchenbaus, dessen Grundriss noch heute von Lang- und Querhaus des Essener Münsters abgebildet wird.

Basilika Santi Cosma e Damiano an der Via Sacra auf dem Forum Romanum

Diplomat und Friedensstifter mit europäischer Bedeutung

Nach dem Urteil des Bischofs Hinkmar von Reims (800-882) war Altfrid ein kluger, nüchterner Denker und begabter Redner. Damit empfahl er sich offensichtlich auch „an höherer Stelle“: 851 machte Ostfrankenkönig Ludwig der Deutsche (806-876) seinen Einfluss bei Altfrids Wahl zum neuen Bischof von Hildesheim geltend. 852 ist Altfrid als Teilnehmer bei einer Synode in Mainz erwähnt, 857 erneut und spätestens ab 860 übernahm er als Vertrauter Ludwigs zahlreiche politische Missionen.

Als einer der entscheidenden Unterhändler in den Machtkämpfen zwischen den Teilen des zerfallenden Frankenreiches ist er im selben Jahr an einem Treffen zwischen Ludwig und Karl dem Kahlen in der Koblenzer Basilika St. Kastor dabei, als beide Könige einen Teilfrieden vereinbaren. Im Frühsommer 862 ist sein Aufenthalt in Asselt an der Maas bezeugt, später in Compiegne und 862 in Savonnières, 864 in Pitres, 865 in Thousey an der Maas, 867 in Metz und 868 beim Konzil in Worms. Im Vertrag von Meerssen vom 8. August 870, geschlossen bei Maastricht in der heutigen niederländischen Provinz Limburg, einigten sich Karl und Ludwig nach dem Tod Lothars auf die Aufteilung Lotharingiens. Maßgeblich daran beteiligt: Bischof Altfrid, als Diplomat und Friedensstifter mit europäischer Bedeutung.

Altfrid brachte die Stadtpatrone nach Essen

Zur gleichen Zeit legte Altfrid auch für seine kirchlichen Gründungen letzte Hand an: 870 präsentierte er zum Fest Cosmas und Damian den in Köln zu einer Synode versammelten Bischöfen zur Bestätigung die Stiftungsurkunde des Essener Frauenstiftes, das zur Keimzelle der heutigen Stadt werden sollte. Am 1. November 872 weihte er in Gegenwart von vier Bischöfen und des Abtes von Corvey den Hildesheimer Dom zu Ehren Mariens, Cosmas und Damians, Cäcilias, von Valerian und Tiburtius. Nach dem Nekrologium des Essener Stiftes starb er am 15. August 874 und wurde seinem Wunsch gemäß in der Essener Münsterkirche bestattet - das Grabmal steht heute in der nach ihm benannten Ostkrypta. Die Heiligen Cosmas und Damian sind bis heute die Stadtpatrone von Essen, ihre Figuren zieren den Eingang des Rathauses.

Basilika Santi Cosma e Damiano an der Via Sacra auf dem Forum Romanum mit dem um 527 unter Papst Felix IV entstandenen rund 16 Meter breiten Apsismosaik der Heiligen Cosmas und Damian, die sich dem Weltenrichter von links und rechts nähern

Altfrid wird offiziell erst seit 1965 als Heiliger verehrt - allerdings nach einer mehr als 1000-jähriger Tradition, die in seinem hochadeligen, später reichsunmittelbaren und fürstlichen Stift gepflegt wurde: Schon um das Jahr 1000 berichtet man von Wundern an seinem Grab in der Essener Münsterkirche, auch die Heilkraft einer unweit gelegenen Quelle wurde seiner Fürbitte zugeschrieben. Die Verehrung blühte auf und nach dem Brand der Münsterkirche im 13. Jahrhundert wurde ein gotischer Steinsarkophag für seine Gebeine geschaffen. Obwohl Altfrid kein kanonisierter Heiliger war, wurde sein Jahresgedächtnis als das festlichste im Memorialdienst der Essener Fürstäbtissinnen begangen.

Mit der Säkularisation des Stiftes 1803 nahm die Altfrid-Verehrung zunächst ab, um erst im Kulturkampf wieder stärker zu werden. Nach der Gründung des Bistums Essen 1958 ersuchte der erste Ruhrbischof Franz Hengsbach in Rom um die Bestätigung der kirchlichen Feier des Festtags des heiligen Altfrid am 16. August, die 1965 erteilt wurde.

Mit ihrer traditionellen Altfridkneipe unterstreicht die Unitas Ruhrania ihre Verbundenheit zu Bistum und Stadt Essen. Zum fröhlichen Miteinander, das sich nach den trüben letzten Corona-Jahren sicher erneut überregionaler Anteilnahme aus dem ganzen Bundesgebiet erfreuen wird, wollen viele Bundesbrüder und Bundesschwestern von überall her anreisen. Alt-X Nico Fröse übernimmt das Präsidium. Und jetzt wissen alle Bescheid, worum es geht. Tatort ist natürlich wieder das Unitas-Haus „Feldschlösschen“ in der Flurstraße, 45355 Essen, 20 Uhr c.t.

Dechargierung und Wahl am 10. August

Die Aktivitas versammelt sich zuvor am Mittwoch, 10. August, um 19 Uhr s.t. zum Wahl- und Dechargierungsconvent im Conventssaal des Unitas-Hauses.